Das schlampige Sonett vom Ende

Sieht aus, als müsst ich enden heute.
Drum kommt in meine Arme, Leute,
und schaut, was in den letzten Jahren
die Lipsigrader Themen waren.

Ihr findet Perlen, groß wie Bälle,
Gedichte, einfach auf die Schnelle
oder als schlampige Sonette
gereiht auf eine lange Kette,

dazu die Bilder, digitalen,
geklaubt aus hohen Hochregalen
und mit Erläuterung versehen,

die Haiku, streng nach Silbenzahlen:
Erzeugt mit Spaß und ohne Qualen.
Lest laut und lacht. Ich muss jetzt gehen.

Neu bei Nitzsche

Der sehr verehrten Kundschaft zur Kenntnisnahme anempfohlen durch Adolf Nitzsche Getränkehändler in Machern „man muss nur machern“ Chef Er selbst dass leider die heute geplante feierliche Eröffnung des Kundenruheraumes entfallen muss. Der für die Installation der Software eingeteilte Hofarbeiter (admin:covid123) zeigte sich wie erwartet überfordert von seiner Aufgabe und verweilt derzeit im Modus „1) HIBERNATION“. Wenn jemand weiß wie Wir das beheben können bitte melden 20% Rabatt. Ende der Durchsage. Nitzsche, Chef.

Verstörendes Vorkommnis

Polizei im Haus? Notschalter!

Wir hatten die Polizei im Haus. Das war nicht schön.

„Eintreten! Polizei!“ sagte die Polizei. Oder so ähnlich. Jedenfalls hatten wir sie an der Backe. Und nichts gemacht! „Wir haben doch gar nichts gemacht!“ riefen wir im Chor. Die Polizei lachte höhnisch.

Ich zog den Anwalt aus dem Schrank. „Sie sagen erst einmal gar nichts“, sagte der Anwalt zu mir. Er roch alt und war ungekämmt. Ich legte ihm den dunkelblauen Filzmantel über, der mit ihm im Schrank gehangen hatte, damit ihm die Eingewöhnung leichter fiele.

Die Polizei ermittelte währenddessen im Kühlschrank. Füllstände! Das kann sich hinziehen, zumal diese ja wechseln, über den Abend hinweg. Auf dem Hof hatten es sich inzwischen die verschiedenen Polizeistaffeln gemütlich gemacht, Hunde-, Pferde- und Fahrradstaffel, auch die Motorradäquilibristen hatten ein lauschiges Plätzchen gefunden. Nur die Hubschrauber kreisten orientierungslos, bis sie sich schließlich auf die Suche nach einem gut gefüllten Stadionvorplatz machten, wo eine zünftige Derbyschlägerei befeuert werden könnte.

Ich fand noch ein bisschen Kartoffelsalat im Kühlschrank, brühte ein paar Wiener Würstchen auf, wir öffneten eine um die andere Flasche und diskutierten die Unterschiede zwischen Hell- und Pilsbier. Niemand hatte Lust, irgendwelche amtlichen Stanzen nachzusprechen, Formulare auszufüllen oder Tatortkommissare zu imitieren, es wusste ja auch keiner im Haus, worum es eigentlich ging. Jemand hatte angerufen, das war verdächtig, denn wer ruft heutzutage noch an?

Pünktlich 2150 wurden die Beamten von ihren elektronischen Geräten über das Schichtende informiert, ohne Hast packten sie ihren Krempel zusammen, leerten die Neigen, tippten an ihre Mützchen und empfahlen sich. Das Standardprotokoll, gültig ohne Unterschrift, stopfte ich dem Anwalt in die Mappe, bevor ich ihn wieder im Schrank unterbrachte, zusammen mit dem Mantel.

Im Fernseher startete der übliche Nachhole-Tatort des dritten Programms, aber ich hatte genug gesehen.

Komplexes Abenteuer

Frohgemut rollte Karl Gong, dem die Unangetraute einen Einkaufszettel in die Geldbörse geschoben hatte, ganz ohne Elektronik und KI-Telefonprogramm, einfach nur einen Wisch mit einer Liste der unbedingt anzuschaffenden Dinge des täglichen Bedarfs, denn viel länger als bis morgen würden die beschafften Produkte nicht reichen in Anbetracht des von Gong aktuell auserkorenen Lieblings-Transportmittels, das nicht einmal über einen Gepäckraum verfügte, was ihr, der Holden, aber in der gegenwärtigen Situation gar nichts ausmachte, denn ganz oben auf der Liste stand „Der kleine hübsche Vorgarten von Oma Steckwurst mit der geschnitzten Sitzbank und dem sehr dicken Gartenzwerg“, und Gong hatte nicht widersprochen noch die Augen verdreht, sondern rollte also mit eng anliegenden Scheuklappen, denn das Elend konnte man sich nicht ansehen, durch seine gefährlich knisternden Felder und Wälder, die von der Unangetrauten im Überschwang angeschafften Liegenschaften unter gleißender Sonne, und mit dem frisch gefüllten Rucksack (Wurst, Käse, Butter, Brot, Milch) würde er neben Oma Steckwurst auf der Bank sitzen, den Kaufvertrag unterzeichnen und aus dem Zwerg, der einzigen noch funktionsfähigen Pumpe des Landkreises, eine Gießkanne frischen Grundwassers für den Kanister unter der Sitzbank fördern.

Vom immerwährenden Geblubber

Jedem seine schwere Waffe (Beispielfoto)

Die Experten stehen Schlange. 
Vor der Sendung wird gesagt:
Keine Ahnung, keine Bange,
du bleibst hohl, wenn wer was fragt.

Ex-Major und Ex-Gefreiter,
jeder weiß, was Sache ist, 
Kamera als Wegbegleiter:
Kuck! Da hockt ein Kommunist!

Aus der trüben Ahnung Nebel
destillieren sie Anis.
Ouzo, Raki, kurzer Hebel,
schon steckt jeder auf dem Spieß.

Zwanzig Jahre Dienst mit Waffen,
nie die Krone auf am Spill.
Jetzt erklären sie den Affen, 
was Herr Putin wirklich will.

Dann durchschreiten sie zum letzten,
wirklich allerletzten Mal 
jene Pforte, wo sie fetzten 
sich im grünen Talkshowsaal.

Was die Menschen noch vermissen 
in Begeifer und Gebell
(„Ach ich täte ein mir pissen!“)
wär ein physisches Duell. 

Kleiner dicker Ex-Inspektor
gegen Admirale drei.
Wer noch übrig bleibt im Sektor,
den holt Putin, Wampe frei. 

Von der musikalischen Ästhetik

Der kleine Herr Schönleben, der wusste, dass die Nulpen in seiner Agentur an nichts weniger interessiert waren als am Wahren, Tiefen und Schönen, begrüßte das Durchregieren des zuständigen Kreis-Gesundheitsministers, der wegen der anschwappenden Herbstwelle des bedrohlichen Erregers bereits eine absolute Homeoffice-Pflicht für alle irrelevanten Angestellten im Landkreis verfügt hatte. So würde er genügend Zeit haben, seine Plattenschätze mehrmals gründlich durchzuhören, den ein oder anderen Lieblingssong auf Kassette aufzunehmen und im Ergebnis der schönen Frau Schreck aus der Registratur ein mit selbstgemaltem Cover versehenes Mixtape in die Eingangspost zu legen. Das einzige Zugeständnis an die Niestüten der Agentur, die sich als stilsichere Ästheten betrachteten, war die Auswahl des ersten Titels lediglich anhand der Farbe seines Schals, die er, seines bewunderungswürdigen Musikgeschmacks wegen, aber auch gar nicht zu bereuen hatte.

On Air

Was passiert, wenn ich den drücke?
Findet dann mein Lied die Lücke
hoch im Äther
und ein Jeder
wird sie preisen
meine Weisen,
lieblich, zugewandt und zart
oder postpunknoisig hart?

Hört, mein Lied geht um die Welt,
bis der Reis in Peking fällt
mit dem Sack vom Rade.
Schade.

Neu bei Nitzsche

Aller verehrter Kundschaft zur Kenntnisnahme anheimgegeben von A. Nitzsche Getränkehändler in Machern man muss nur machern dass die auf Initiative des Hofarbeiters (Problembär) entstandene Kuschelecke in Halle 12 mit angeschlossener Cocktailbar NICHT NUR vom Hofarbeiter betreten und weidlich genutzt werden darf sondern auch vom übrigen Personal außerhalb der Arbeitszeit sowie von der Kundschaft nach erfolgreicher Bezahlung und Verbringung der Waren in mitgebrachte Kraftfahrzeuge. Der Hofarbeiter ist nicht berechtigt Kundschaft aus diesem Bereich zu entfernen Ausnahme grobe Zuwiderhandlungen die Regeln 1-769 des Getränkemarktes sowie Menschenrechte bzw. Rechte des Chefs betreffend. Ende der Durchsage. Nitzsche, Chef

Wenn Immobilienentwickler plötzlich nicht mehr einschlafen können

Was könnten hier für Häuser protzen
in modisch grau, hellbronze, weiß!
Auch wenn ringsum die Bürger motzen:
Die Liegenschaft ist heißer Scheiß.

Ein Altstoffhandel, Schuppen, Rampen,
zehntausend Jahre lag sie brach.
Das werden wir nicht mehr verschlampen!
Ich komme nicht ins Bettchen, ach,

ich krieche nächtens durch die Quecken,
mit Maßband, Zettel, Rechner, Stift.
Diese famosen Großstadtecken
warn lang genug nun schon versifft.

Ein Strahlen bricht bald durch die Straßen:
Design und Stil, Hochwertigkeit.
Ich selbst verdiene nur in Maßen.
Und wenn: Es ist jetzt höchste Zeit.

Vom Fortschritt im Bäderwesen

Der Leiter der Kurverwaltung (vorn, mit Deko-Kind) freut sich wie Bolle, den neuen Badebus vorstellen zu dürfen. Die mit dem Klimawandel einhergehenden Starkregenereignisse machen es möglich, auf teures Pool-Badewasser zu verzichten, und auch einer Verschmutzung des empfindlichen Ökosystems „Meer“ durch die verschwitzten Touristenkörper wird vorgebeugt. Sobald Regen angesagt ist, versammeln sich die Interessenten im Badebus und warten, bis er vollgelaufen ist. Das spart Geld und Cejozwei und wird „Putin“ das Genick brechen. Kurkarte nicht vergessen!

Endlich!

Zu der weitverbreiteten Unsitte, Brückengeländer mittels beschrifteten Vorhängeschlössern, die die ewige Verbundenheit der Liebenden dokumentieren sollen, einem statischen Stresstest zu unterziehen, gibt es mittlerweile eine Gegenbewegung mit Alternativangebot für geschiedene Paare.